Quartier Coté Parc

 

Wärme, Kälte und Strom aus einer Hand

Seit mehr als 90 Jahren gehört Petit-Saconnex zur Stadt Genf. Das Quartier wird stark durch einen fünf Hektar grossen Park geprägt, der als Naherholungsgebiet und Begegnungszone dient. Direkt neben dem Park befinden sich die Gebäude des «Maison de Retraite du Petit Saconnex», das älteren Menschen unterschiedliche Wohn- und Pflegemöglichkeiten bietet. Dieses Areal wird nun innerhalb der nächsten Jahre aufgewertet, indem ein bestehendes Gebäude ausgebaut wird und drei Neubauten dazukommen. Ziel des Projekts «Coté Parc» ist, ein nachhaltiges Quartier für unterschiedliche Nutzungen und Nutzer:innengruppen zu kreieren. Die Realisierung des Projekts begann im September 2021, die Fertigstellung ist für 2023 geplant.
Für die komplette Energieversorgung des neuen Areals ist ewz zuständig. Über ein Contracting-Modell mit einer Laufzeit von 40 Jahren plant, finanziert, realisiert und betreibt das Unternehmen die Energieinfrastruktur und -dienstleistungen für «Coté Parc». Dazu gehören die Versorgung mit Wärme, Kälte und Strom, aber auch die Elektromobilität, die Photovoltaikanlagen und der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) inklusive individueller Stromabrechnung an die Mietenden.

Fernwärme und Anergie

Um das Areal mit Energie zu versorgen, wird ewz verschiedene Netze betreiben: ein Wärme-, ein Anergie- und ein Stromnetz. Kern des Systems ist die Energiezentrale mit einer Gesamtleistung von etwa 600 Kilowatt. Sie versorgt über Erdsonden-Wärmepumpen das Fernwärmenetz mit der benötigten thermischen Energie für die Beheizung der Gebäude auf dem Areal. Das Heizwasser wird an kalten Tagen auf maximal 35 Grad Celsius erwärmt. Auf Wunsch des Kunden realisiert ewz zudem eine Gasheizung zur Spitzenlastabdeckung. Vertraglich ist jedoch festgehalten, dass mindestens 90 Prozent der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen stammen muss.
Nebst dem Fernwärmenetz wird separat ein Anergienetz (Kältenetz) realisiert. Es erschliesst die Unterstationen bei den einzelnen Gebäuden, die mit Hochtemperatur-Wärmepumpen rund 35 Kubikmeter Brauchwarmwasser pro Tag erhitzen. «Die Wärmepumpen, die in der Energiezentrale die Fernwärme bereitstellen, sind Niedertemperatur-Wärmepumpen und wären dafür nicht geeignet», erläutert die zuständige ewz-Projektleiterin Catherine Martin-Robert. Im Sommer sind die Niedertemperatur-Wärmepumpen in der Energiezentrale und das Fernwärmenetz nicht in Betrieb. Die Hochtemperatur-Wärmepumpen in den Unterstationen dagegen sind ganzjährig im Einsatz, als Quelle nutzen sie das Anergienetz, die Abwärme aus den Lüftungsanlagen und vom Gebäude sowie die Aussenluft.
Das Anergienetz hat eine weitere Funktion: Es stellt in den Sommermonaten die Kälteenergie für das Freecooling zur Verfügung. Dabei wird Wasser mit maximal 14 Grad Celsius durch die Bodenheizung in den Gebäuden gepumpt und so an heissen Tagen die Innenraumtemperatur reguliert. Diese Variante der Gebäudekühlung ist wesentlich energiesparender und klimaschonender als etwa der Einsatz von stromintensiven Klimageräten.

Zwei Erdsondenfelder

Die Energie für die Wärme- und Kälteversorgung des Areals stammt aus insgesamt 41 Erdsonden mit einer Tiefe von jeweils 250 oder 300 Metern. Aufgrund der Nähe zu einer Grundwasserzone werden die Sonden mit Wasser statt mit Glykol betrieben. «Durch ein intensives Monitoring wird die Temperatur der Erdsonden permanent kontrolliert und wenn nötig angepasst», erklärt Martin-Robert. «Über einen Rückkühler können wir die Wärme aus der Aussenluft in den Sonden speichern, was vor allem in der Übergangszeit und im Sommer möglich ist. Im Winter können wir diese Wärme bei Bedarf wieder nutzen.»
Die Sonden lassen sich in ein inneres und ein äusseres Feld unterteilen. Die zwei Felder unterscheiden sich durch ihr Temperaturniveau: Das innere ist etwas kühler als das äussere. Der Grund dafür ist, dass ewz das neu entstehende Hotel auf dem Areal mit «garantierter Kälte» versorgen wird. Dazu darf die Temperatur im inneren Erdsondenfeld 13 Grad Celsius nicht übersteigen. Das äussere Feld dagegen wird auf einer höheren Temperatur betrieben, indem man es aktiv regeneriert. Beide Felder liefern im Winter die Wärmeenergie für die Beheizung der vier Gebäude.

Viel Photovoltaik

Nicht nur die Wärme- und die Kälteversorgung von «Coté Parc» ist weitgehend erneuerbar, sondern auch die Versorgung mit Elektrizität. Dafür sorgen 776 Photovoltaikpanels mit einer Fläche von total 1300 Quadratmetern auf den Dächern. Mit einer installierten Leistung von rund 290 kW werden sie jährlich etwa 275 000 kWh Strom produzieren, was ungefähr einem Viertel des Strombedarfs des Areals entspricht. Um die Anlage möglichst wirtschaftlich zu betreiben und den Nutzenden den Solarstrom kostengünstig anbieten zu können, hat die Eigentümerschaft gemeinsam mit ewz einen «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV) gegründet. Dieser umfasst alle Verbraucher auf dem Areal. Zwei von ewz gebaute Trafos und das Arealnetz werden einerseits den Zugang zum öffentlichen Stromnetz bilden und andererseits als Zentrale für den selbst hergestellten Sonnenstrom dienen. Dadurch kann «Coté Parc» de facto mit einem einzigen Anschluss für das gesamte Areal betrieben werden.
Alle Wohn-, Büro- und Gewerbeeinheiten erhalten einen Stromzähler von ewz. Auch die Abrechnung der bezogenen Elektrizität übernimmt ewz. Dabei wird detailliert aufgeführt, wie viel Solarstrom verbraucht und wie viel Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wurde. Den vor Ort produzierten Solarstrom bietet ewz zu einem Preis an, der rund ein Drittel günstiger ist als der normale Netztarif. Auch den Netzstrom wird ewz zu einem tieferen Preis verrechnen als der lokale Stromanbieter. In diesen Preisen sind auch die Kosten für die arealeigene Strominfrastruktur (Photovoltaik, Trafo, Leitungen) enthalten. Die Nutzenden profitieren also finanziell stark von der selbst generierten Solarenergie und der Komplettlösung von ewz.

Zukunftsfähige Ladeinfrastruktur

Ein wichtiger Bestandteil der umfassenden Energielösung von ewz ist auch die Elektromobilität. In einem ersten Schritt sollen 20 Parkplätze mit einer dynamischen Ladestation ausgerüstet werden, damit die Besitzerinnen und Besitzer eines Elektroautos zu Hause ihr Fahrzeug aufladen können. Bei Bedarf lässt sich die Anzahl der Ladestationen erhöhen, ohne dass dies einen Einfluss auf die Stromversorgung des Areals hat. Die Ladeinfrastruktur verfügt über ein Lastmanagementsystem, das die Verbräuche der Ladestationen mit denen der Gebäude koordiniert. So stellt ewz sicher, dass es keine Überlastungen oder gar Stromausfälle gibt. Abgerechnet wird das Aufladen der Elektroautos über eine eigene App von ewz, in der eine Kreditkarte hinterlegt ist. Über die App können die Nutzenden jederzeit sehen, wie viel Strom sie schon für das Aufladen verbraucht haben und wie viel dieser kostet. Die komfortable Ladelösung von ewz trägt damit zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität bei und macht das Projekt «Coté Parc» auch punkto Mobilität nachhaltiger.

Mehr zum Projekt erfahren Sie unter: ewz.ch/cote-parc.